Schon wieder Oktober! Ein Superbienenjahr neigt sich langsam dem Ende zu. Wer die vorangegangenen Artikel zur Bienenkiste gelesen hat, ist schon informierter als der Durchschnittsbürger. Heute möchte ich von meinen Erfahrungen zum Kistenbau, dem Schwarmfang, der Honigernte und der Wachsgewinnung berichten. (Die letzten beiden Punkte in Teil 2, der nächste Woche folgt).
Durch den milden Winter startete die Bienensaison in diesem Jahr sehr früh und somit auch die Schwarmzeit. Um es kurz zu halten: Ich habe dieses Jahr 6(!) Schwärme im Kölner Stadtgebiet eingefangen. Davon war ein Schwarm so groß und schwer (5kg), dass die Bienen nicht in die Schwarmkiste passten und ich noch einmal nach Hause fahren musste, um einen großen Karton zu holen, in dem dann die Schwarmkiste inkl. dem ihr anhaftenden Megaschwarm transportiert werden konnte. Da waren die 5 Stiche dann auch egal: Wer heroisch mit kurzer Hose Schwärme einfangen geht, muss damit rechnen. Selber Schuld. Es ist aber auch immer so warm im Juni/Juli. Verdammt!
Bienenkiste No.2 im Hochsommer:
Die Kiste mit dem „Supervolk“ steht jetzt bei Freunden auf dem alten Güterbahnhofsgelände in Ehrenfeld, die auch schon in ihrem ersten Jahr ein paar Kilo Honig ernten konnten – was eigentlich erst im nächsten Jahr möglich wäre (bei einem „normalen“ Schwarm in einer Bienenkiste).
Ein weitere schöne Geschichte war die Schwarmfangaktion in einem Kindergarten in Ossendorf: Die Bienentraube hing auf 6m Höhe in einem Baum, sodass wir die Feuerwehr inklusive Drehleiter rufen mussten. Zitat der Feuerwehr am Telefon zur Leiterin des Kindergartens: „Halten sie den Imker – wir kommen!!“ Die Jungs wurden bei Ankunft mit frenetischen „Feu-er-wehr, Feu-er-wehr“-Rufen der Kinder in Empfang genommen und der Feuerwehroberbrandmeister meinte dann auch nur ganz trocken zu mir: „In den Drehleiterkorb gehst du aber allein!“ Nebenbei und anschließend konnten alle Bienenfragen sowohl der grünen, der blauen und auch der roten Kindergartengruppe, die abwechselnd von den KITA-Betreuerinnen in den Garten gelassen wurden, geklärt werden. Pädagogisch wertvoll!
„Professionelles Scharmfangen“
Inzwischen ist die Varroa-Sommerbehandlung der Bienen in beiden verbliebenen Kisten abgeschlossen. Insgesamt standen dieses Jahr 4 Kisten auf dem Dach, die mit Bienen besetzt waren. Davon hat ein kleiner Minischwarm aus diesem Sommer die Varroabehandlung nicht überlebt und eine voll besetzte Kiste scheint von einem fremden Volk ausgeräubert geworden zu sein. Als ich das erkannt hatte und das Flugloch verkleinerte, damit sich die Damen leichter verteidigen könne, war es offensichtlich schon zu spät. Mir blieb nur noch übrig, die Kiste mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufzulösen. Lachendes Auge, weil die Kiste ein „Fehlkauf“ war: Kein Weymouth-Holz, sondern verleimte Bretter, die sich im Laufe dieses Sommers immer mehr verbogen. Anfängerfehler…
Somit gehen dieses Jahr zwei starke Völker in Bickendorf in die Wintersaison (plus das Volk auf dem Güterbahnhofsgelände) und die Chancen stehen sehr gut, dass die Völker den Winter gut überstehen, denn die Vorräte sind aufgrund der sehr guten Trachtsituation ohne großes Zufüttern schon mehr als ausreichend.
An dieser Stelle möchte ich aufgrund eigener Erfahrungen (siehe oben) und dem Eigenbau eines Freundes dringend davon abraten, Bienenkisten selbst zu bauen (oder selbstgebaute Kisten zukaufen, die nicht aus Weymouth-Kiefer gebaut sind). Ihr unterschätzt die Arbeit vollkommen! Und am Ende leidet nicht der Bauherr, sondern die Bienen, weil ihr ständig in und an der Kiste „werkeln“ und „retten“ müsst, was die Bienen nicht so toll finden. Bei dem Freund sind ganze Leisten aus der Halterung gerutscht (weil die Leisten zu kurz sind) und auch er hat verleimtes Holz anstatt Weymouth-Kiefer verarbeitet, womit er richtig Spaß in 2015 haben wird. Also: Holt euch hier oder hier einen Bausatz bzw. eine Kiste. 200EUR sind nicht viel Geld und die Präzisionsarbeit, die notwendig ist, um eine gute Kiste zu bauen, ist selbst für Schreiner eine kleine Herausforderung. Weymouth-Kiefer wird zu Recht empfohlen (ist aber nicht einfach zu bekommen) – denn verleimtes „billiges“ Holz hält genau eine Saison und am Ende müsst ihr Brutwaben austauschen und Arbeiten durchführen, die mit einer guten und präzise gebauten Kiste gar nicht aufgetaucht wären. Ihr tut euch und den Bienen absolut keinen Gefallen. Außerdem ist das System Bienenkiste für eine möglichst schonende und zeitsparende Bienenhaltung entwickelt worden. Wer bauen, fummeln und „optimieren“ will, sollte Mitglied eines Imkervereins werden und mit den Altherren zusammen werkeln, um den Ertrag seines Wirtschaftvolks zu mehren. Das hat dann aber mit wesensgemäßer Bienenhaltung nichts mehr zu tun…
Im zweiten Teil geht es kurz um die diesjährige Honigernte und ausführlich um die Wachsgewinnung. Vielleicht auch schon ums Kerzen gießen! Das ist wie beim Rewe. Die Weihnachtsvorbereitungen starten im Oktober…
Hier ein Foto von der offenen zweiten Kiste vor der Honigernte. Im oberen Drittel befinden sich die Honigvorräte, im unteren Teil seht ihr das Brutnest:
Update: 08.10.2014
Den Bienen in Deutschland geht es so schlecht, wie nie zuvor:
https://www.facebook.com/bienenkiste/posts/802377283146114