Das Feinste Tier der Westküste und seine Expedition

Ich arbeitete sieben Jahre lang an Thailands Westküste als Wildtierfinder und möchte ein update ins Rheinland geben, wo wir hier nun stehen. Neben meterlangen Drachenechsen, kleinen Dschungelbären, Wildelefanten, Zwerghirschen (90cm niedlich), den obligatorischen Walhaien, lästigen Makaken, Korallen (sind auch Tiere), immer wiederkehrenden Berichten von Tigerspuren oben in den Hügeln, 10m Pythons, der gelegentlichen Königskobra in der Einfahrt – hat es (nicht nur) mir vor allem der Große Mantarochen (Manta Birostris) angetan.
Dies liegt vor allem am, nun ja.. Menschsein. Generell ist die Begegnung mit jeglichen Großgetier in seinem eigenen Lebensraum (und ausserhalb unserer eigenen Comfortzone) eine ziemlich flashige Angelegenheit – das hat vor allem mit der biochemischen Reaktion unseres Körpers zu tun. Begegnungen mit Tieren in uns vergleichbarer Größe aktiviert sofort Instinkte, die in unserem normalen Alltag nicht mehr zum Einsatz kommen. Je nach Situation ist es faszinierend herauszufinden welch Bandbreite an körpereigenen Drogencocktails uns zur Verfügung steht – um z.B. innerhalb von Millisekunden die Aufmerksamkeit zu schärfen oder in einen Alarmzustand zu versetzen. Interaktion von Mensch und Großtier ist ja natürlich als absoluter Normalfall vorgesehen, es kommt heute nur noch selten vor – da kann man viel über sich selbst lernen. Beim Mantarochen kommt hinzu, daß man sich ausserhalb der eigenen Umwelt in einem anderen Medium einem riesengroßen aber freundlichen und sozial interessiertem Flügelwesen (im Wasser) gegenübersieht – kurz: da kommt einiges an kognitiven Dissonanzen zusammen – eine Begegnung mit einem Manta ist eines der eindrucksvollsten Dinge, die der Planet für Dich parat hat, da leg‘ ich mich fest.

Wir unterscheiden hier, ganz unwissenschaftlich, drei Stufen der Begegnung zwischen Mensch und Mantarochen:

1. Sichtung

Das Tier zieht zielstrebig, in einiger Entfernung durchs Sichtgebiet der Taucher und zeigt momentan kein Interesse an weiterer Aktion. Dies allein löst bei „Erstkontakten“ bereits hochemotionale Reaktionen unserer Gäste aus. Mantas sind in echt viel eindrucksvoller als auf Fotos.

2. Nähere Betrachtung

Der Taucher ist für einige Zeit Objekt eingehender Betrachtung, der Rochen wird zügig und zielstrebig auf den Taucher zusteuern, in unmittelbarer Nähe die „Flügelschläge“ einstellen und so ruhig und nah wie möglich (oft in Armeslänge) etwas oberhalb der Augenhöhe am Taucher vorbeikurven wobei ein Auge direkt auf den Taucher gerichtet bleibt. Ein nicht ganz unbegründetes Gefühl von “Augenkontakt“ entsteht. Wer dies zum ersten mal erlebt, hat auf jedenfall ein unvergessliches Erlebnis mit Suchtfaktor dem Erfahrungsschatz hinzugefügt. In aller Regel sind nach dem ersten Vorbei“flug“ noch nicht alle Fragen geklärt, daher wird der Rochen diesen Vorgang einige Male wiederholen.

3. Volle Interaktion

Dies tritt meist in folgenden zwei Fällen auf: Man befindet sich in einer aktuellen Manta-Agreggation mit primär sozialer Ausrichtung (Deutsch: hhmm, Party?). Der Taucher wird als ankommender Gast derselben in Betracht gezogen und auf die für den Anlass benötigten sozialen Skills abgeklopft z.B die berühmten Loopings des Tiers um den Taucher bedeuten oft: „Ey, kannst Du Flirt-Train? Versuchs doch mal…“ Eine weitere Möglichkeit ist, dass man sich auf einer „Cleaning-Station“ befindet und das Tier ein größeres Problem mit sich herumschleppt, wozu es größere Putzerfische benötigt – so ein Taucher an sich ist ein stattlicher Putzerfisch, da kann man schonmal nachfragen. Mantarochen die sich in Netze oder Leinen verheddert haben kommen oft zu Tauchern um das Problem loszuwerden (siehe Video unten). Hat ein Individuum bereits positive Erfahrungen mit Tauchern gemacht, wird er es natürlich dort wieder versuchen – das gute an Tauchern ist ja, die sind so laut, man kann sie Kilometerweit hören. Ob einzelne Mantas von den Erfahrungen ihrer Artgenossen profitieren können, ist wissenschaftlich komplett unbewiesen, die Annahme steht im Raum.

Die berühmten Loopings sind entweder Spielverthalten von Jungtieren (hier) oder Flirtaufforderung von Weibchen
Die berühmten Loopings sind entweder Spieltrieb von Jungtieren (hier) oder Flirtaufforderung..

Die aktuellen Projekte:

1. Volkszählung

Seit einigen Jahren ist die Bestandsaufnahme der weltweiten Großfischpopulationen in vollem Gange. Privatpersonen und Interessierte sind aufgefordert ihre Sichtungen per ID Fotos auf webseiten www.mantamatcher.com zur Verfügung zu stellen. (Hier findest Du z.B.: „Agrippina“ auf Mantamatcher – meinen ersten identifizierten Manta habe ich mit diesem Namen Köln gewidmet). Die Populationen leicht erreichbarer und damit oft betauchter Gebiete sind mittlerweile gut erfasst, aber der Ozean ist groß und es ist dringend erforderlich auch abgelegene und selten besuchte Gebiete zu untersuchen – dies ist einer der Hauptgründe für Expeditionen wie unsere.

2. Hieb und Stichfeste Migrationsbeweise

Internationale Organisationen, deren Regeln, Budgets und alles was damit zusammenhängt, kommen erst dann ins Spiel, wenn eindeutig belegbar ist, dass Populationen regelmäßig Ländergrenzen überschreiten. Schutz einer Spezies in einem einzelnen Land macht keinen Sinn, wenn die gleiche Population im Nachbarland zur Jagd freigegeben ist. Das Stichwort hier ist „eindeutig belegbar“ – im wissenschaftlichen Sinne bedeutet dies einigen Aufwand. Dr. Marshall und Ric Parker hatten bereits 2011 das erste Individuum Manta Birostris in Thailand und Myanmar eindeutig identifiziert. Erst seit meiner dokumentierten Begegnung eines weiteren „Migrators“ auf Black Rock in Myanmar, der bereits ein Jahr vorher in Thailand gesichtet wurde  liegt der Fall bei der UNO und das Thema internationaler Artenschutz für Mantas ist nun auch auf dem politischen Parkett zumindest existent. Seither sind knapp zwei dutzend weitere „migratory individuals“ eindeutig nachgewiesen worden – nicht zuletzt auch auf unseren vergangenen Expeditionen. Während Thailand in Bezug auf Artenschutz für „Tiere-die-alle-lieb-haben“ mittlerweile positiv hervorzuheben ist, sperrt sich Myanmar (noch) gegen konkrete Maßnahmen und Verpflichtungen. In Thailand arbeiten wir nun offiziell als lokales Forschungsprojekt mit Genemigung der entsprechenden Ministerien und lokalen Behörden, während wir in Myanmar weiterhin auf bürokratischen Granit beissen, wenn es um den wichtigen Papierkram geht. Hier bleibt für uns nun weiter die einzelnen Grenzgänger zu identifizieren und zählen bis die offizielle Zahl der Migrantenmantas so hoch ist, daß sich Myanmar internationalem Druck beugen muß.

3. Was essen die, wo poppen die, wo sind all die Männchen?

Simple Detailfragen wie die Ernährung (ja, sie snacken auch Plankton, aber das ist nicht die ganze Geschichte) und Fortpflanzung (es ist noch nie sowohl ein Geschlechtsakt als auch eine Geburt dokumentiert worden) sind weiterhin offen. Die Ernährungsfrage kam mit der Untersuchung von Gewebeproben in Mozambik 2012 wieder auf den Tisch – die allgemeine Annahme, es ginge lediglich um Plankton als Hauptnahrung ist nun nur noch eine Teilwahrheit. Weitere Gewebeproben aus anderen Weltteilen sind nötig. Da Gewebeprobenentnahme eine invasive Forschungsmethode ist (dem Tier werden kleine Teile entfernt – im Gegensatz zum nichtinvasivem Fotografieren) wird es hier schwierig. In Thailand sind invasive Forschungsmethoden an Meereslebewesen verboten, Punkt. Wir ermöglichen einigen Wissenschaftlern zwar unerlaubterweise einige dieser Aktivitäten – diese haben aber dann das Problem, dass die gewonnenen Daten nicht in Veröffentlichungen verwendet werden können. Weiterhin sind 85% unserer Begegnungen hier an der Westküste entweder weibliche Individuen oder Jungtiere beiden Geschlechts. Wo sind die Gentlemen und was machen sie?

Es ist faszinierend wie wenig wir wirklich über einen der größten Ozeanbewohner wissen – erst wenn all diese offenen Fragen beantwortet sind, können effektive Schutzmaßnahmen entwickelt werden.

..und diese Expeditionen?

Ray Of Hope Expeditions Myanmar & Thailand 2017 from Janneman Conradie on Vimeo.

Von 2011 bis 2016 waren wir als lokales als lokaler Servicedienstleister damit beauftragt, die Ray Of Hope Expeditionen der Foundation for Marine Megafauna zu organisieren und durchzuführen. Prinzipiell sind dies normal buchbare Tauchkreuzfahrten, auf denen die Feldforscher mitfahren und ihre jeweilige Feldarbeit vor den Augen der interessierten Gäste durchführen. Die zahlenden Gäste ermöglichen dem wissenschaftlichen Team die Teilnahme und dadurch die einfache Erreichbarkeit vieler nur durch hohen finanziellem Aufwand erreichbarer Orte, da diese Expeditionen weltweit organisiert werden. Oft kommen die Forscher von einem Trip in Ecuador direkt auf den nächsten in Galapagos, dann nach Thailand/Myanmar und reisen dann sofort in ihr Hauptquartier in Mozambik weiter – ja, Meeresbiologe müsste man sein. Diese Expeditionen erwirtschaften keinen Gewinn – dieser geht für die Forschungslogistik drauf und sind daher durchaus im Preisbereich normaler Divecruises auf vergleichbaren Booten. Die Gäste können/sollen sich in das Forschungsgeschehen einbringen – meist durch eigene Fotos. Abends gibt es Vorträge zum Thema und die Erlebnisse des Tages werden in den großen Zusammenhang gesetzt. Diese offiziellen Ray Of Hope Expeditionen haben in den letzten Jahren so große Aufmerksamkeit erreicht, dass die Organisation davon für uns eigentlich nur noch ein paar eMails pro Jahr ist. Die wissenschaftliche Marke Marine Megafauna Foundation wird mittlerweile von Großspendern und medientechnisch von Giganten wie National Geographic getragen, sodass an uns als lokalem Team hier kaum mehr Bedarf besteht. Über die Jahre haben wir hier in Thailand für diese Expeditionen neben dem lokalen Kompetenznetzwerk auch eine ansehnliche Stammkundschaft aufgebaut, die sich die offiziellen Expeditionen nicht wiederholt leisten mögen, da dort der rudementäre Start-Up Charme der ersten Jahre fehlt. Auch die zweite Garde der Forscher ist händeringend auf weitere regelmäßige Low-Profile Expeditionen angewiesen, da die Ergebnisse der ersten Jahre weitere Detailstudien nach sich ziehen und nicht jeder Meeresbiologe den finanziellen und medialen Attraktionsstatus einer Queen Of Mantas erreichen kann.

Deswegen jetzt: Off The Chart!

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Wir sind mit der Führung der Marine Megaufauna Fnd. überereingekommen, dass high-profile Expeditionen für high-profile Spender und high-profile Medien ja schön und gut sind, die Basisarbeit aber an der der Basis, jeden Tag – und nicht nur auf einzelnen 5*-Cruises stattfindet. Daher haben wir letztes Jahr den Segen und das Go für eine weitere Expeditionsreihe in Südostasien bekommen. Unser Ansatz hierbei ist diese Expeditionen so günstig wie möglich, so oft und mit soviel Spaß wie möglich zu gestalten. „Off The Chart“ heisst raus aus der Komfortzone, abseits der bekannten Routen mit relativ wenig Schlaf Erlebnisse und Erkenntnisse zu schaffen. Im März 2017 fand die Jungfernfahrt bis an die Nordspitze des Mergui Archipels statt.

Chief Navigator Liane ist happy, dass wir "Off The Chart" wörtlich meinen.
Chief Navigator Liane ist happy, dass wir „Off The Chart“ wörtlich meinen.

Wir haben in 9 Tagen knapp 1000 Kilometer zurückgelegt, mehrere wundervolle Tauchplätze entdeckt (und einige nicht so tolle auch), ca 80 Liter Spirtuosen vernichtet, ein Lied geschrieben (also „8 Days A Week“ von den Beatles richtig schlecht gecovert), verbotenerweise Meerwasserproben in Myanmar gesammelt, eine alte Unterwasserbombe geborgen, 20 fantastische Tauchgänge am Ende der Zivilisation absolviert und dokumentiert, einen Aggregationsort für Großfisch für uns erschlossen, eine Mondphasenhypthese erstellt, die wir nächstes Jahr zu testen gedenken, Schwertfische gesehen, Wale auf den Tauchgängen gehört und vieles, vieles mehr.

Wir werden in Zukunft mindestens eine Expedition pro Jahr jeden Februar/März von Thailand nach Myanmar aus anbieten, und ab diesem Dezember Winter zusätzlich Raja Ampat in Indonesien.

So läuft das ab

Die schlimmsten Tage, sind die an denen wir weitere Strecken zurücklegen müssen und daher ab dem Vormittag keine Tauchgänge mehr stattfinden. Unser Moraloffizier Rachel ist da ab ca 10:30 sehr streng mit den Gästen: „No more diving, so it’s Gin & Tonic for everybody – NOW!“

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Durchsage d. Moraloffizier 11:30am: „We ran out of Tonic, it’s only shots now..“

Man kann, wie ich als bekennender Nichttrinker, vorher eine Ausnahmegenehmigung beantragen, hat aber den Nachtteil, dass ich dann meist der einzig nüchterne Gesprächspartner bin, der dann noch zur Verfügung steht. Achso, ja normale Tage gibt’s auch noch – meist sind 4 Tauchgänge angesetzt. Die Gegenden, die wir besuchen sind sehr einsam und oft unbesucht – wir versuchen daher, die Landgänge auf ein minimum zu beschränken. Alles Schlechte kommt vom Land her – Moskitos, Sandflöhe und dergleichen.

„Das ist doch nur was für eingefleischte Taucher“

Diese Annahme wäre fast komplett falsch – zwar sind ein Hauptteil der Gäste professionelle oder zumindest sehr erfahrene Taucher. Das Tauchen selbst ist aber hier Mittel zum Zweck und steht thematisch überhaupt nicht im Vordergrund. Wir haben jedesmal auch mehrere blutige Anfänger dabei und die Tauchgebiete sind oft fortgeschritten. Den Anfängern stehen aber selten soviele Pros als Buddies zur Seite wie hier. Das Hauptproblem für die Anfängern ist, dass jene nach der Expedition oft denken, jede normale Tauchsafari wäre nur Ansatzweise so cool wie diese Expeditionen – sind also dann zu verwöhnt fürs echte Leben.

Interessiert?

Wir werden alle zukünftigen Expeditionen hier ankündigen: http://www.scuba-diversion.com/manta-ray-research-trips-khao-lak/

Für die Teilnehmer vergangener und zukünftiger Expeditionen gibt es eine FB-Page, hier kann man sich ein gutes Bild vom Vibe machen: https://www.facebook.com/OffTheChartExpeditions/

Würde mich freuen demnächst mal wieder jemanden von euch an Deck begrüßen zu dürfen ansonsten wünsche ich Allseits:
Immer noch’n GB Platz auf der SD-Card!

Bienenkiste: Kistenbau, Schwärme, Honigernte & Wachsgewinnung (Teil 1)

Schon wieder Oktober! Ein Superbienenjahr neigt sich langsam dem Ende zu. Wer die vorangegangenen Artikel zur Bienenkiste gelesen hat, ist schon informierter als der Durchschnittsbürger. Heute möchte ich von meinen Erfahrungen zum Kistenbau, dem Schwarmfang, der Honigernte und der Wachsgewinnung berichten. (Die letzten beiden Punkte in Teil 2, der nächste Woche folgt).

Durch den milden Winter startete die Bienensaison in diesem Jahr sehr früh und somit auch die Schwarmzeit. Um es kurz zu halten: Ich habe dieses Jahr 6(!) Schwärme im Kölner Stadtgebiet eingefangen. Davon war ein Schwarm so groß und schwer (5kg), dass die Bienen nicht in die Schwarmkiste passten und ich noch einmal nach Hause fahren musste, um einen großen Karton zu holen, in dem dann die Schwarmkiste inkl. dem ihr anhaftenden Megaschwarm transportiert werden konnte. Da waren die 5 Stiche dann auch egal: Wer heroisch mit kurzer Hose Schwärme einfangen geht, muss damit rechnen. Selber Schuld. Es ist aber auch immer so warm im Juni/Juli. Verdammt!

Bienenkiste No.2 im Hochsommer:
Foto 1

Die Kiste mit dem „Supervolk“ steht jetzt bei Freunden auf dem alten Güterbahnhofsgelände in Ehrenfeld, die auch schon in ihrem ersten Jahr ein paar Kilo Honig ernten konnten – was eigentlich erst im nächsten Jahr möglich wäre (bei einem „normalen“ Schwarm in einer Bienenkiste).
Ein weitere schöne Geschichte war die Schwarmfangaktion in einem Kindergarten in Ossendorf: Die Bienentraube hing auf 6m Höhe in einem Baum, sodass wir die Feuerwehr inklusive Drehleiter rufen mussten. Zitat der Feuerwehr am Telefon zur Leiterin des Kindergartens: „Halten sie den Imker – wir kommen!!“ Die Jungs wurden bei Ankunft mit frenetischen „Feu-er-wehr, Feu-er-wehr“-Rufen der Kinder in Empfang genommen und der Feuerwehroberbrandmeister meinte dann auch nur ganz trocken zu mir: „In den Drehleiterkorb gehst du aber allein!“ Nebenbei und anschließend konnten alle Bienenfragen sowohl der grünen, der blauen und auch der roten Kindergartengruppe, die abwechselnd von den KITA-Betreuerinnen in den Garten gelassen wurden, geklärt werden. Pädagogisch wertvoll!

„Professionelles Scharmfangen“
feuerwehr

Inzwischen ist die Varroa-Sommerbehandlung der Bienen in beiden verbliebenen Kisten abgeschlossen. Insgesamt standen dieses Jahr 4 Kisten auf dem Dach, die mit Bienen besetzt waren. Davon hat ein kleiner Minischwarm aus diesem Sommer die Varroabehandlung nicht überlebt und eine voll besetzte Kiste scheint von einem fremden Volk ausgeräubert geworden zu sein. Als ich das erkannt hatte und das Flugloch verkleinerte, damit sich die Damen leichter verteidigen könne, war es offensichtlich schon zu spät. Mir blieb nur noch übrig, die Kiste mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufzulösen. Lachendes Auge, weil die Kiste ein „Fehlkauf“ war: Kein Weymouth-Holz, sondern verleimte Bretter, die sich im Laufe dieses Sommers immer mehr verbogen. Anfängerfehler…

Somit gehen dieses Jahr zwei starke Völker in Bickendorf in die Wintersaison (plus das Volk auf dem Güterbahnhofsgelände) und die Chancen stehen sehr gut, dass die Völker den Winter gut überstehen, denn die Vorräte sind aufgrund der sehr guten Trachtsituation ohne großes Zufüttern schon mehr als ausreichend.

An dieser Stelle möchte ich aufgrund eigener Erfahrungen (siehe oben) und dem Eigenbau eines Freundes dringend davon abraten, Bienenkisten selbst zu bauen (oder selbstgebaute Kisten zukaufen, die nicht aus Weymouth-Kiefer gebaut sind). Ihr unterschätzt die Arbeit vollkommen! Und am Ende leidet nicht der Bauherr, sondern die Bienen, weil ihr ständig in und an der Kiste „werkeln“ und „retten“ müsst, was die Bienen nicht so toll finden. Bei dem Freund sind ganze Leisten aus der Halterung gerutscht (weil die Leisten zu kurz sind) und auch er hat verleimtes Holz anstatt Weymouth-Kiefer verarbeitet, womit er richtig Spaß in 2015 haben wird. Also: Holt euch hier oder hier einen Bausatz bzw. eine Kiste. 200EUR sind nicht viel Geld und die Präzisionsarbeit, die notwendig ist, um eine gute Kiste zu bauen, ist selbst für Schreiner eine kleine Herausforderung. Weymouth-Kiefer wird zu Recht empfohlen (ist aber nicht einfach zu bekommen) – denn verleimtes „billiges“ Holz hält genau eine Saison und am Ende müsst ihr Brutwaben austauschen und Arbeiten durchführen, die mit einer guten und präzise gebauten Kiste gar nicht aufgetaucht wären. Ihr tut euch und den Bienen absolut keinen Gefallen. Außerdem ist das System Bienenkiste für eine möglichst schonende und zeitsparende Bienenhaltung entwickelt worden. Wer bauen, fummeln und „optimieren“ will, sollte Mitglied eines Imkervereins werden und mit den Altherren zusammen werkeln, um den Ertrag seines Wirtschaftvolks zu mehren. Das hat dann aber mit wesensgemäßer Bienenhaltung nichts mehr zu tun…

Im zweiten Teil geht es kurz um die diesjährige Honigernte und ausführlich um die Wachsgewinnung. Vielleicht auch schon ums Kerzen gießen! Das ist wie beim Rewe. Die Weihnachtsvorbereitungen starten im Oktober…

Hier ein Foto von der offenen zweiten Kiste vor der Honigernte. Im oberen Drittel befinden sich die Honigvorräte, im unteren Teil seht ihr das Brutnest:

kisteoffen

Update: 08.10.2014
Den Bienen in Deutschland geht es so schlecht, wie nie zuvor:
https://www.facebook.com/bienenkiste/posts/802377283146114

Bienenkiste: Der Frühling kommt

Wir haben nun seit ziemlich genau einem Jahr Bienen auf dem Dach. Gestartet mit einer besetzten Bienenkiste, kam im letzten Hochsommer noch ein Schwarm dazu, den wir in eine leere Kiste haben einlaufen lassen.

Dank des milden Winters sind sowohl das starke 1. Volk als auch das eingefangene noch kleine Buckfast-Volk in guter Verfassung.
bienenmaerz2014
Flugbetrieb am frühen Nachmittag des 04.03.2014

Im Dezember habe ich die leider notwendige Varroawinterbehandlung mit Oxalsäure vorgenommen, sodass die Milbenanzahl in den Völkern im vertretbaren Rahmen liegen dürfte. Das ganze kontrolliere ich aber noch in Kürze mit Hilfe der Puderzuckermethode (und viel Mut…).

Schon die ganzen letzten 4 Wochen sind die Bienen an sonnigen Tagen unterwegs. Zu dieser Zeit war es im letzten Jahr noch sehr viel kälter. Ab 8°C werden die ersten Kundschafterbienen zum Rundflug losgeschickt. Kommen diese Bienen zurück, heißt das übersetzt: „Warm genug zum Ausflug“. Wenn die Kundschafter nicht wiederkommen, war es noch zu frisch… Hop oder top – so läuft das im Bienenstock. 😉 Während der kalten Jahreszeit sitzt das ganze Volk dichtgedrängt um die Königin herum in der sog. Wintertraube. Dort schlürfen die Damen sich ihren, während der Saison gesammelten, Honig rein. Jedenfalls bei dieser extensiven Bienenhaltung mit der Bienenkiste – beim Durchschnittsimker, der auf Ertrag abzielt, ernähren die Bienen sich im Winter von einer Zuckerlösung… Semioptimal würde ich das nennen. Aber die Diskussion soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. In der Wintertraube hält das Volk eine Temperatur von ca. 20-30°C. „Männer“, also die sog. Drohnen, existieren zur kalten Jahreszeit praktisch gar nicht im Volk.

In den nächsten Wochen werden nicht nur unsere beiden Bienenvölker quasi „explodieren“ – d.h. die Anzahl der Bienen steigt bis zur Sommersonnenwende von 5-10.000 Stück pro Volk auf ca. 50.000 Bienen an.

Bilanz/Fazit nach 1 Jahr Bienenhaltung mit der Bienenkiste:

Ich kann wirklich jedem, der einen freien Platz auf seinem Grundstück oder seinem Balkon besitzt, dieses supertolle Hobby empfehlen. Die Kiste steht übrigens inzwischen auch zu Lehrzwecken in so manch einem Kindergarten – also Muddis und Vaddis: Die Bienen sind absolut „kinderkompatibel“, wenn ein paar einfache Grundregeln beachtet werden. Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn. Hatte ich an dieser Stelle schon erwähnt, dass die Biene das einzige Tier ist, welches im BGB steht? (§961, §962, §963 und §964).
Der Zeiteinsatz hält sich mit einer halben Stunde pro Woche, über das Jahr gesehen, wirklich in Grenzen. Ihr tut etwas für die Biodiversität – denn Bienen sind die wichtigsten Bestäuber zahlloser Pflanzen. Ganz nebenbei entwickelt sich ein ganz anderer Blickwinkel auf die Jahreszeiten. Also ich hab mich in meinem Leben jedenfalls bislang nicht auf die Kirschblüte gefreut. In Kinderzeiten vielleicht auf die Kirschernte beim Nachbarn, aber das war es dann auch… 😀
10-20kg Honig pro Bienenkiste sind pro Saison auf jeden Fall auch noch ein äußerst wohlschmeckender Zusatznutzen, denn es geht bei dieser Beute in erster Linie darum, die Bienen als Tierart zu schützen bzw. zu unterstützen und in zweiter Linie um Honigertrag. Alle Infos und Schritte für den ernsthaften Einstieg in die extensive Bienenhaltung findet ihr unter bienenkiste.de

Feines Tier gegen Pelz

Wie wir heute via De-Bug erfahren haben, findet aktuell eine schöne Aktion gegen Pelze statt, die u.a. auch von DJ Koze unterstützt wird.

http://parade-gegen-pelz.org/share/cpDyzshT

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Die Wahrheit über Pelz

Für Produkte mit echtem Pelz zahlen mehr als 100 Millionen Wildtiere jedes Jahr einen hohen Preis. Denn die Bedingungen, unter denen Tierarten wie Nerze, Füchse, Marderhunde oder Kojoten auf Peltierfarmen gehalten oder der freuen Wildbahn gejagt werden, sind unvorstelbar grausam – auch wenn Industrie und Handel immer wieder das Gegenteil beteuern. In vielen Fällen lassen sich Herkunft und Haltungsbedingungen der Tiere überhaupt nicht überprüfen. Die meisten Pelztiere sterben heutzutage übrigens gar nicht mehr für den klassischen Pelzmantel, sondern für die vielen Modeartikel mit Pelzbesatz: Sie sterben für Kapuzen, Jackenärmel, Mützen und andere Kleinteile. Ob es sich bei diesen Verzierungen und Applikationen um Echtpelz handelt, können die Verbraucher kaum erkennen. Und so kaufen viele Menschen echten Pelz, ohne es überhaupt zu wissen.

Wie werden Pelztiere gezüchtet?

Die meisten Tiere, die für die Pelzindustrie ihr Leben lassen, werden auf speziellen Pelztierfarmen geboren und großgezogen. Wie bei andere Massentierhaltungen geht es auch hier allein um den Profit. Die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere spielen keine Rolle.
Obwohl Nerze, Füchse und Marderhunde von Natur aus Einzelgänger sind und sich freier Wildbahn in riesigen Revieren bewegen, verbringen sie auf den Farmen ihr gesamtes Leben in winzigen Drahtkäfigen.

Meistens hängen die Käfige einen halben Meter über dem Boden, sodass Kot und Urin durch das offene Bodengitter fallen und den Pelz nicht verschmutzen. Der ständige Gestank und die oft rostigen Gitterböden bedeuten für die Tiere mit ihren empfindlichen Nasen und Pfoten unerträgliche Qualen.
Viele Pelztiere zeigen unter diesen Bedingungen starke Verhaltensstörungen. Oft kommt es zu Selbstverletzungen oder sogar zu Kannabalismus.
Nach einigen Monaten das Dahin-Vegetierens werden die Tiere bei der sogenannten Pelzernte vergast, vergiftet oder durch Stromschläge getötet.

Bilder von Chinas grausamer Pelzindustrie.
© Peta

Wie werden Pelztiere gefangen?

Während über 85% der weltweit gehandelten Pelze aus Peltierzucht stammen, werden Kojoten, Waschbären und andere Wildtiere mit tierquälerischen Fallen gejagt. In den USA, Kanada und Russland werden auch heute noch Tellereisen (Foto unten) eingesetzt. Diese Fallen sind extrem brutal – aber schonend für den Pelz. Genau wie die Tellereisen töten auch Totschlag- oder Schlingenfallen keineswegs sofort. Oft kämpfen sie stunden- oder tagelang um ihr Leben, bevor sie an Erschöpfung, Hunger, Durst oder ihren Verletzungen sterben.

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© Robert Lawton

Woran erkennt man echten Pelz?

Echt- und Kunstpelz lassen sich heute kaum noch voneinander unterscheiden. Und leider deklarieren längst nicht alle Hersteller ihre Produkte ausreichend. Gerade bei Produkten mit Pelzbesatz kaufen Verbraucher immer wieder echtes Fell, ohne es zu merken. Es gibt jedoch ein paar Tricks, mit denen du Echt- von Kunstpelz unterscheiden kannst:

1: Der Unterwolle-Test: Zieh die Oberhaare des Pelzes auseinander und schau, was darunter zum Vorschein kommt. Wenn du Unterwolle – feine, dichte und flauschige Haare – entdecken kannst, handelt es sich wahrscheinlich um echtes Fell.
2: Der Leder-Test: Echtpelz wird mitsamt Leder gewonnen und verarbeitet. Zieh die Haare vorsichtig auseinander und untersuche das darunter liegende Gewebe. Wenn du ein künstlich gewebtes Muster oder Stoff erkennen kannst, handelt es sich um Kunstfell.
3. Der Wind-Test: Echte Tierhaare reagieren schon auf leichten WInd. Wenn du ganz sanft über den Pelz pustest und sich Haare bewegen, hast du wahrscheinlich Echtpelz vor dir.

( ©Text: Vier Pfoten / parade-gegen-pelz.org)

P.S. Wer jetzt nach dem Motto „Es sterben so viele Menschen weltweit an Hunger, Krebs, Katastrophen und so weiter“ rumtollen möchte, dem sei gesagt: Ja das haben wir auf dem Schirm und engagieren uns dort ebenfalls, wenn es geht. Danke

Feines Tier