Köln, 27.6.2010, 8:50 Uhr > Es ist Freitagabend 20:30 Uhr. Auf
der Treppe vor dem Hochbunker in
Ehrenfeld sitzt eine Gruppe und schaut einem Künstler zu, der
gerade einen weißen Sneaker Schuh mit Filzstiften bemalt. Es ist die
Sneaker Gestaltung und Siebdruck mit leBeat und Eric B und wer das
Popdesignfestival besucht ist hier hautnah dabei, wenn Kreativität
umgesetzt und gelebt wird. Neben Kunst, wird auch gefeiert und der
Dialog über Kultur und Raum geführt.
---
Foto oben: Spannende Arbeiten von Orion Pax im Hochbunker Ehrenfeld. Der
Bahnhof Köln West, der ja auch als Clublocation einst mehr als
reüssierte, 1:1 nachgebaut in Lego.
---

Dabei sein, wenn junge Kunst entsteht. Hier werden
Sneakers mit Filzstiften auf der Körner Straße in Köln Ehrenfeld bemalt.
So nah dran ist man nur beim Popdesignfestival in Ehrenfeld.
Drinnen im Bunker sind sie nicht mehr so richtig auf Besucher
vorbereitet, denn dort räumt Amon Nanz schon für die bald anstehende
Party um. Der Hochbunker ist jung bespielt, begeistert vor allem auch
junge Ausstellungsbesucher. So etwa die Arbeiten von Orion Pax, der den
Bahnhof Köln West lebensecht aus Legosteinen nachgebaut hat. Sogar die
Graffittis auf der Lego-S-Bahn und dem Gebäude sind echt. Nicht umsonst
ist es dieses Gebäude das nachgebaut ist, war hier im Gewölbe ja mal ein
legendärer Club und wer erinnert sich nicht an grandiose Acts und
warten auf den Treppen des Bahnhof West. Der Begleitprospekt schreibt
dem etablierten Lego-Artist, die Entdeckung seiner Leidenschaft auf das
20. Lebensjahr zu. Dabei setzt Orion Pax seine Objekte in einer Art
neuen Realismus um, baut den Alltag des 21. Jahrhunderts nach. Etwa
Sneakerschuhe aus Lego und öffnet so eine neue intensivere Perspektive
jetzt schon auf die Popkultur der Jetztzeit. Damit ist er sehr nahe dran
und schärft den Blick auf heutige Alltagskulturen.

Die Macher von "feines Tier" präparieren den Hochbunker
für die Party, die um 23 Uhr starten soll.

Von der Lego Aktion für Kinder werden mit einem
Blätterrechen die letzten Steine vor der Party zusammengefegt.
Überall im Bunker hängen Zettel mit der
Aufschrift „Keine Tags“. Urban Content präsentiert feines Tier, die
auch die After Show Party gestalteten mit Gruppen wie „Das
Farbfundament“ und „Visual Chemistry“. Auch die gesprayten Spraydosen
auf einer Art Schlangenbügelbrett überzeugen. Der Hochbunker in
Ehrenfeld vereinigte und zeigte jüngste Kunst aus urbanen Umfeldern und
ihre Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt. Amon Nanz ein der
Veranstalter von „feines Tier“ zeigte sich vom Popdesignfestival
überzeugt und meinte es sei „gut gelaufen, bis auf den Tag an dem die
deutsche Fußballnationalmannschaft spielte“. Auch die Aktionen mit den
Kindern, als man gemeinsam Lego gespielt habe, und sich rund 30 Kinder
und Eltern eingefunden hatten wertet Nanz als prima. „feines Tier“ hat
es sich zum Ziel gesetzt als Partyveranstalter, nicht nur reinen Konsum
zu bieten, sondern individualisierte Parties mit Inhalten zu verbinden
und zu bespielen. Daher war man ganz glücklich, als man sich um die
Bespielung des Hochbunkers beworben hatte, diesen auch zu bekommen. Auch
wenn das dann am Ende drei Wochen harter Arbeit bedeutete. Besonders
gefreut hat auch, dass man sein Netzwerk erweitern konnte, durch den Mix
der verschiedenen Leute, die auch aus der Szene um die „Arty Farty“
Galerie kamen.
Köln habe zu wenige schöne Clubs und
Off Locations, so die Macher von „feines Tier“, gerade auch für
elektronische Musik. Gerade die Stadt verfüge noch, wie eben im
Hochbunker in Ehrenfeld über viele Locations die geeignet sind, nur der
Zugang wäre manchmal nicht einfach. Gerade was auch die Zusammenarbeit
mit Bauämtern oder Ordnungsbehörden angehe. Dabei sei es Partybetreibern
wie „feines Tier“ wichtig, die Auflagen richtig umzusetzen und auch für
die nötige Sicherheit bei den Veranstaltungen zu sorgen. Aus
verschiedenen Veranstaltern hat sich gerade auch die neue Initiative
„Clubkomm“ gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat hier mehr zu
erreichen. Mitinitiator war noch der bald in den Ruhestand gehende
Popbeauftragte Manfred Post aus dem Kulturdezernat der Stadt Köln. Er
riet dazu, dass die Akteure die Weiterentwicklung von Formaten und
Locations selbst in die Hand nehmen und sich selbst eine Lobby in der
Stadt schaffen. So hat „Clubkomm“ seit zwei Wochen die Arbeit
aufgenommen. Die Macher wie Niko Aigner befinden es gäbe in Köln mehr
Kreative als Raum. Gerade hier kann die Stadt für Abhilfe sorgen. Es
gäbe auch schon erste Signale, dass durch den Wechsel im OB Amt wieder
mehr möglich sei als früher. In Hamburg und Berlin gibt es solche
Initiativen schon seit 10 Jahren. Dabei treten Initiatoren wie Niko
Aigner durchaus selbstbewusst auf und sagen Kölns Szene sei selbst stark
genug eigene Formate zu entwickeln und müsse da nicht nach Hamburg und
Berlin schielen.

Klare Ansage: Keine Tags
Mit der Bespielung des Hochbunkers in
Ehrenfeld ist diese sicherlich schon gelungen und vielleicht belegen den
Bürokraten ja auch gerade solche Veranstaltungen und Premieren, dass
nicht gleich alle – auch jungen – Kulturschaffenden die Wände
beschmieren und die städtischen Räume so wieder übergeben, wie sie sie
vorgefunden haben. Und das dies auf breites Interesse stößt merkte man,
als eigentlich an diesem Freitag Abend die Ausstellung schon geschlossen
war, aber immer noch viele Menschen dazukamen und sich die Exponate
ansehen wollten. Was übrigens problemlos möglich war.
---
[ag] |