Aus der Sicht des Internetmarketings läßt sich Facebook heute mit einer Outdoor-Afterhour bei bestem Wetter weit nach Mittag vergleichen: Es sind ja immer noch alle da – obwohl sie längst schon woanders sein sollten (vor allem die mit den schiefen Fratzen). Damit müssen wir vorerst leben, es akzeptieren und selbst dort vertreten sein. Und wir möchten natürlich das Beste und Wertvollste dort herausholen ohne zuviel dafür zu geben und vor allem: ohne zuviel Zeit damit zu verlieren!
Zeit selbst ist ein wesentlicher Faktor in Bezug auf deine Internetaktivitäten – viel davon frisst enorm viel Zeit und wenn Du professionelles Internetmarketing in vollem Umfange betreiben möchtest, kannst Du schonmal eine Vollzeitstelle schaffen, oder ein vierstelliges Budget für externe Hilfe aufstellen. Diese Reihe richtet sich an kleine und mittlere Kreative, die meist alles selbst machen, daher werde ich oft von gewissen Dingen abraten mit dem Hinweis darauf, dass andere Internetaktivitäten mehr bringen für weniger Aufwand (Effizienz).
Es gibt zwei Zitate über Facebook, die den Nagel auf den Kopf treffen und die wir uns immer vor Augen halten müssen:
„Gefällt mir ..aber kaufe ich nicht“
„Solange du für Facebook nichts zahlst, bist du nicht der Kunde, du bist die Ware.“
Es gibt dennoch gute Gründe für uns dort aktiv zu sein, denn Facebook kann uns zwei, drei wichtige Dinge geben, die wir als kleines Unternehmen unbedingt benötigen. Und Facebook macht es uns sogar einfach, sie von ihm zu bekommen – also was wollen wir haben:
Nutzerengagement, Soziale Signale und Traffic einsammeln
Wie bereits erwähnt benötigt deine eigene Webseite Soziale Signale. Was bedeutet, dass Inhalte deiner Webseite geshared, geliked und kommentiert werden. Nicht: Inhalte von Dir! Inhalte deiner Webseite! Ich hoffe das ist jetzt klar, Details dazu weiter unten. (Du hast keine eigene Webseite oder fragst Dich gerade ob das denn wichtig ist? Lese die Einführung in Internetmarketing für Kreative)
Falls Du bereits eine gute Anzahl an „Fans“ deiner Facebook-Seite im drei- oder vierstelligen Bereich hast, kannst Du dies perfekt einsetzen um Traffic von Facebook auf deine Webseite zu lenken. Eine gute Richtline ist die 10%-Regel. Wenn Du einen guten neuen Beitrag auf deiner Webseite online stellst und den enstprechenden Post mit Link auf deine Webseite zur richtigen Uhrzeit postest, solltest Du ca 10% deiner Facebook „Fans“ auf deine Webseite als Traffic bekommen. Ist der Prozentsatz darüber: wunderbar, Du brauchst hier gar nicht weiterlesen. Ist der Prozentsatz kleiner als 5% haben wir noch Optimierungspotential.
Natürlich können wir auch Spaß mit Facebook haben, und natürlich gibt es, je nach Struktur deiner Tätigkeiten, schier unbegrenzte Möglichkeiten mit deiner Facebook Seite auch neben den Hinweis auf neuen Content auf deiner eigenen Webseite sonst noch Wirbel zu veranstalten und Deine Fangemeinschaft bei Laune zu halten. Aber das Grundprinzip lautet:
- Veröffentliche Inhalte auf deiner eigenen Webseite (verwende deskriptive Titel)
- Teile den Link über deine Facebook-Seite und mache ihn interessant genug (wiederhole nicht den Titel des Originalbeitrags)
- Wenn überhaupt dann Teile diesen Link erst auf deinem Persönlichen Profil nachdem die meisten Reaktionen schon auf deiner Facebook-Seite eingegangen sind.
Ködern anstatt Facebooken
Diese Webseite hier ist ja primär die Präsenz einer Veranstaltungsreihe mit 4/4-Musik. Hast Du dich schonmal gefragt, warum hier soviele Artikel und Posts über alles Mögliche ausser Techno-Parties und DJ-Sets veröffentlicht werden? Das ist ein Teil des Prinzips von Bait-Content – gibt noch kein richtiges deutsches Wort dafür. Bait-Content ist unheimlich nützlich und wirksam. Es beschreibt Inhalte, die geeignet sind hohes Interesse und Engagement bei deinen Lesern auszulösen. Bait bedeutet Köder und gefischt wird nach Traffic allgemein, Links von anderen Webseiten und sozialen Signalen von Nutzern. Der beste Bait-Content ist jener welcher direkt mit deinem Kerngeschäft verknüpft ist, hier wären es z.B. Partyfotos und DJ-Mixe. Da von diesem Premium Bait-Content aber nicht immer genug vorhanden ist, ist alles erlaubt, was gerade noch im Dunstkreis des eigentlichen Sinns der Webseite rangiert, oder manchmal auch gar nichts damit zu tun hat. Hauptsache er spricht deine Leserschaft an. Wie man Bait-Content einsetzt um Links von anderen Webseiten zu bekommen werde ich in einem anderen Artikel beschreiben. Hier geht es gerade um soziale Signale und Traffic auf Inhalte der eigenen Webseite.
Auf feinestier.de läuft es folgendermaßen: der Leser erwartet hier eigentlich nur Partydates, Partyfotos, Hinweise auf neue gute Musik und evtl. DJ XY. Damit wir diese Leser nicht immer mit denselben Themen langweilen und auch Erwartungshaltungen überraschen, posten wir ab und zu irgendwas interessantes, skurriles oder lustiges über Tiere – naheliegend bei diesem Domainnamen, da haben wir uns mal richtig Mühe gegeben, etwas ausgefallenes zu finden. Hoffentlich ist es immer so interessant oder lustig, dass es sich jemand durchliest oder am besten weiterverbreitet. Bait-Content ist kein billiger Trick, sondern eine seriöse Methode um deine Webseite und dein Business interessant und überraschend zu gestalten und halten. Nebenbei ist Bait-Content natürlich auch ein Haufen Arbeit. Brainstorme über dein Geschäftsfeld, deine Tätigkeiten, dein Umfeld, dein Privatleben und Begebenheiten um entsprechende Bait-Content-Linien, die für Dich funktionieren, zu identifizieren, oder am besten: Entwickle neue eigene! Sieh Dir die Historie deiner Facebook-Seite an und Du wirst oft genügend Bait-Content von dir selbst dort vorfinden, den Du Facebook einfach geschenkt hast – ab jetzt nutzt Du ihn auf deiner eigenen Webseite!
Wie das konkret aussehen kann, sehen wir uns einmal an einem Beispiel an.
Alles richtig gemacht: die Bienenkiste
Ok, Philipp hat sich also eine Bienenkiste zugelegt – hammer Idee, habe ich noch nie von gehört, hat vorher noch keiner gepostet. Profis sprechen hierbei von Bait-Content mit Impact-Potential, auf deutsch: dadurch dass Philipp wohl der erste in unserem Umfeld ist, der damit um die Ecke kommt, erwarten wir viele soziale Signale davon. Die wir natürlich für uns nutzen möchten. Dazu muss Philipp erstmal den entsprechenden Blogeintrag verfassen, dabei hat er die wichtigsten Anforderungen für einen solchen Artikel mehr als eingehalten:
- minimum 300 Wörter (435 in diesem Falle)
- korrektes Deutsch
- alles Wesentliche zur Sache gesagt
- kein unnötiges Geschwafel
- gibt Tips und Hinweise
- ist Unterhaltsam
- enthält zwei Links (einen sog. Brand-Link und einen sog. Ankertextlink) zum Thema
- mindestens ein passendes Foto und sogar ein relevantes Video dabei, perfekt. .
Nun warten wir auf die richtige Uhrzeit um maximale Reichweite abzugreifen und posten den Link dieses Blogposts wie folgt auf Facebook:
Checkliste:
- Blog Titel – korrekt
- Blog Foto – gut
- Facebook Post Text- ok
- Soziale Signale – ok, könnte besser sein.
Wenig später postet Philipp das ganze von seinem eigenen Account:
Checkliste:
- Nicht neu gepostet sondern von der feinestier Quelle geteilt – check
- Eigener neuer Facebook Post Text – check
- Soziale Signale – Hui! Das deutet darauf hin, dass der Inhalt bei Philipps Freunden populärer ist, als bei der „Fangemeinschaft“ von feines Tier oder er hat mit der direkten Ansprache der bienenkiste im Post noch deren Potential aktiviert.
Ok, sehen wir uns nun die eingefahrene Ernte auf der Webseite in Analytics an:
Auch hier: check. Job well done, abgehakt, weitermachen.
Facebook spielt eine Karte besonders gut – es packt uns perfekt am Arsch unseres eigenen Egos. All die roten Lämpchen die immer angehen als Reaktion auf unsere Aktionen dort – Feedback! Das ist es was Facebook perfekt spielt und bedient – und das ist es im übrigen auch, was vielen Leuten den Einstieg in andere Soziale Netzwerke schwierig macht – die roten Lämpchen – das direkte Feedback fehlt dort erstmal. Die Anzeige und Präsentation von Feedback auf Facebook zielt perfekt auf unser Selbstbewichsungszentrum im Gehirn, das ist ok wenn es nur um persönliche Dinge geht. Wir sprechen hier aber darüber, dass wir Deine kreative Tätigkeit pushen wollen. Wir benötigen also einen professionellen Ersatz, der geeignet ist Feedback in professioneller Form zu liefern und unser Selbstbewichsungszentrum im Gehirn gleichermaßen bedient – et voilá: Google-Analytics! Viel besser, denn dort siehst Du was auf deiner eigenen Webseite passiert (also was dir gehört), und nicht nur das was Leute auf Facebook machen.
Selbstbewichsung ist ein gutes Stichwort; Ich habe nun anhand eines eigenen Beispiels gezeigt, wo wir etwas richtig gemacht haben – und nun folgt ein Beispiel von uns in dem wir alles falsch machen:
Facebook Fotogalerien
Most-Common-Epic-Fail: 88 Fotos, hohes Nutzerinteresse, wahrscheinlich alle noch gute Qualität, kein einziges davon auf unserer eigenen Webseite, kein Link zur feinestier.de in den Bildbeschreibungen und dem Galerietext.
Ausreden gibt es zuhauf: Ja es ist einfach Fotos auf fb hochzuladen; ja das Feedback und Nutzerengagement ist instantan; ja es ist verführerisch diesen Pfad zu beschreiten; ja es ist teilweise kompliziert und aufwändig eine vernünftige Fotogalerie für das jeweilige WordPress Theme zu finden, einzubinden und zu warten und dann können sich Leute dort noch nichtmal selbst markieren.. Doch: hier geht dir Traffic durch die Lappen und wir haben ja bereits gelernt, dass Traffic Geld entspricht – von Facebooks Nutzungsbedingungen hinsichtlich Bildern ganz zu schweigen. Also wie macht man es richtig:
Du wirst in naher Zukunft (noch) nicht umhin kommen doch noch eine Handvoll Fotos auf facebook hochzuladen um deine Nutzergemeinschaft zu aktivieren, sei nicht so dumm und faul wie wir in diesem Punkt – Installiere eine vernünftige Fotogalerie auf deiner Webseite (kein Flash!), lade alle Fotos dort hoch, versehe die Galerie und die einzelnen Fotos mit Titeln und deskriptiven Beschreibungen. Dann poste den Link zu dieser Galerie auf Facebook. Einen Tag später legst Du eine Galerie auf Facebook an und lädst dort maximal 20% dieser Fotos in mittlerer Qualität hoch. Binde den Link zur Originalgalerie in die Facebook-Galerie und in die Beschreibung für jedes Foto(!) ein und weise überall darauf hin, dass auf deiner Webseite der komplette echte Stuff in guter Qualität zu sehen ist.
Verwendung von Facebook-Comments
Wenn du eher weniger Bedenken wegen Datenschutz hast, kannst Du Leute direkt auf deiner eigenen Webseite mittels Einbindung von Facebook-Comments Soziale Signale erzeugen lassen. Dies ist eines der besten Tools, die uns Facebook zur Verfügung stellt. Das Comments Feld bindest Du einfach auf irgendeine deiner Seiten (am besten jenen mit hohem Impact-Potential) ein. Die Nutzer sind ja schon auf deiner Webseite, also musst Du sie nicht mehr hierhin locken – Sie sind aber ziemlich garantiert gerade auf facebook eingeloggt, so dass sie dieses Comment Feld direkt nutzen, und Soziale Signale an andere fb-Nutzer, sowie an Google senden können. Wir nutzen Facebook-Comments nicht, da wir zu faul dafür sind und benutzen Datenschutzgründe als Ausrede. Nutze das Facebook-Comments Feld nicht, wenn Du dort wenig Aktion erwartest.
Und was ist mit Facebook-Events?
Die Antwort lautet momentan: Auch. Primäre Veröffentlichung einer Veranstaltung ist ein Post auf deiner Webseite (übrigens mit einem einzigartigem Text, der nicht dem Text der Pressemitteilung entspricht -> Unique-Content). Im Prinzip läuft es immer auf dasselbe hinaus: jedes Stückchen relevanter Content erscheint zuallererst auf deiner eigenen Webseite und wird von dort aus weiterdistribuiert. Im Facebook-Event bindest Du den Link zum Originalpost auf deiner Webseite ein. Du streust Bait-Content (z.B.: Soundcloud-Mixe von eingeladenen DJs) in den Originalpost auf deiner Webseite, kannst dort auch das eben besprochene Facebook-Comment Feld einbinden und fasst im Facebook-Event-Post alles nur noch zusammen und verweist auf das Original auf http://deine-domain.de/partypost. Dann musst Du nur noch sicherstellen, daß weder Du noch sonstirgendwer mich auf facebook zu dieser fb-Veranstaltung einlädt, fertig.
„Ich habe eine gutlaufende Facebook-Seite aber mit meiner vollfunktionsfähigen Webseite dauerts erstmal noch..“
Dann mach hin mit deiner Webseite! Und behalte deine Facebooktaktik erstmal bei. Plane den Übergang von deiner fb-Existenz zu deiner Webpräsenz gut, und verfolge währenddessen diesen Blog.
Weiterhin gäbe es zu Facebook und Marketing natürlich Bibliotheken zu füllen, ich folge mit diesem Post aber dem besten Ratschlag der weltweit in Bezug auf Facebook verfügbar ist:
Vergeude nicht zuviel Zeit damit!
und habe daher nur das Wichtigste angesprochen. Facebook ist und bleibt uns erstmal als Marketinginstrument erhalten, wenn drängende Fragen aufkommen, oder sich neue Erkenntnisse ergeben, werde ich diesen Artikel erweitern. Ich möchte mich nun aber erstmal anderen Aspekten des Internetmarketings widmen, die um einiges Interessanter und wichtiger sind.
Frohes Schaffen (und schreib‘ drüber)!