Dies ist die Geschichte von Jannik Pedersen, mit dem ich während meiner Ausbildung zum Divemaster zusammenarbeitete. Jannik kommt aus Dänemark, seine Hobbies sind Playstation spielen, Wasserpfeiffen und betrunken auf Parties mit Frauenüberschuss herumlungern. Jannik hat fünf Jahre lang in Thailand als Divemaster ein standesgemäßes Hippieleben geführt und zu der Zeit als ich ihn traf, war er bereits intensiv mit seinen weiteren Karriereplänen beschäftigt – man kann leider nicht ein ganzes Arbeitsleben mit tauchen in Thailand verbringen. Wie die meisten Dänen zieht es Jannik hinaus aufs Meer und sein ultimatives Lebensziel ist es als Kapitän auf privaten Superjachten zu arbeiten. Da hat er mit seiner Nationaliät gewisse Vorteile, Dänemark ist die Heimat von MAERSK, der weltweit größten Containerschiffgesellschaft und nebenbei jener mit den höchsten Standards und bestem Ruf. Das dänische Bildungssystem bietet traumhafte Möglichkeiten auf dem zweiten Bildungsweg, unter anderem ein Studiums-Ausbildungsderivat zum 1. Brückenoffizier der Kommerziellen Hochseeschiffahrt mit drei Praktikumsjahren auf den modernsten Schiffen von MAERSK. Das ist es auch, wo Jannik momentan gelandet ist. Ich kann ihn mir gar nicht so richtig vorstellen wie er da gerade in seiner Offiziersuniform auf einer hypermodernen Brücke 350 Meter Stahl und hunderttausende Bruttoregistertonnen im Wert von einigen Milliarden mit einem Joystick durch die Weltmeere steuert, tausende Kilometer vom nächsten Nachtclub entfernt. Ich kenne einen anderen Jannik, einen dessen höchstes Interesse einer Point&Shoot Kamera im Zigarettenschachtelformat gilt, und dem was man da herausholen kann.
Während seinen tausenden Tauchgängen hier an Thailands Westküste hat er gelernt Kompaktkameras und seine 5D-Spiegelreflex auf dem meiner Meinung nach schwierigsten Feld der Fotografie zu meistern: der Wildtierfotografie. Wildtiere modeln nicht, man muß sie zum richtigen Zeitpunkt erwischen, sie stellen sich auch nicht richtig ins Licht und natürlich warten sie nicht darauf, daß man sich selbst richtig positioniert. Die meisten Wildtiere besitzen tarnende Oberflächen und Texturen in irgendeiner Weise, und oft sind sie entweder scheu oder aggressiv – kurz es ist nervenaufreibend vernünftige Fotos von ihnen zu bekommen. Jannik hat nicht nur das Handwerk davon halbwegs gemeistert, sondern auch noch die nötige Ansammlung an Intuition, Furchtlosigkeit und Glück welche man für gute Tierfotos benötigt. Kurz bevor er uns zu seiner Offiziersausbildung verließ, hinterließ er uns ein unendlich wertvolles Repertoire an Fotos zu unserer eigenen Verwendung auf unserer Bürofestplatte und fragte mich, ob ich ihm nicht eine Webseite erstellen könnte. Leider mußte ich damals bei seiner Webseite passen und so dauerte es nun drei Jahre bis er einen Freund dazu überredet hatte, ihm endlich seine eigene Onlinepräsenz zu verschaffen. In der Zwischenzeit wurden seine Fotos mehrfach ausgezeichnet, unter anderem
- 1. & 3. Platz International Ocean Art Contest, Kategorie Kompaktkamera
- 1. Platz EQUALIZER DIVE MAGAZINE Issue 9 2012
- 3. Platz Deep Indonesia Photo Contest, Kategorie Kompaktkamera
Weiterhin wird er mittlerweile bei einer Reihe von Reisemagazinen und großen Medienkonzernen (CNN.com) als Fotolieferant geführt. Das freut ihn natürlich immer aufs neue, seine Hauptmotivation ist aber das Foto richtig zu machen, es hinzubekommen. Dazu scheut er keinerlei Gefahren, wie seine preisgekrönten Krokodilfotos zeigen.
Das ist dann weit ausserhalb dessen, was ich mir selbst vorstellen könnte, um ein ordentliches Foto abzuliefern. Seine Intuition und Fingerspitzengefühl sieht man oft an den Bildern von Tieren in Aktion, wie fliegenden Fischen und jagenden Seeadlern.
Das letzte mal, als ich Kontakt mit Jannik hatte, verließ er den Suez-Kanal in Richtung somalisches Piratengebiet. „Der Rest der Crew scheisst sich seit zwei Tagen deswegen in die Hosen, der Käptn hat mir gerade mitgeteilt, daß unser Geleitschutz von den Franzosen gestellt wird, seitdem bin ich auch beunruhigt.. ich meine: Franzosen! Wir haben keinerlei Beschwerdeformulare an Bord, wie soll das funktionieren?“ – Das ist Jannik, wie er leibt und lebt – Gefährliches wird entweder zu einem Nebensatz mit Pointe oder fotografiert. In ca einem Jahr wird er seine Ausblidung beendet haben, und uns hier auf der ein oder anderen Expedition wieder zur Seite stehen können. Bis dahin wünsche ich ihm alles Glück und die Sonne immer im Rücken!
Im Tierfotoblog auf feinestier.de findest Du bereits einige Fotos von Jannik, den weit besseren Rest kannst Du auf seiner neuen Webseite http://www.jannikpedersen.com/ und auf seinem Vimeo Account http://vimeo.com/jannikpedersen sehen.
Auf seiner flickr Seite http://www.flickr.com/photos/jannikpedersen/ veröffentlicht er momentan Fotos über sein Leben und Arbeiten auf dem Supertanker NAKSKOV MAERSK. Ein Foto wird er uns wohl weiterhin Schuldig bleiben: Er selbst in Offiziersuniform – er weiß nämlich ganz genau, welch grandiose Lachanfälle er bei uns damit auslösen würde 😉